Als Notfallpatient gilt jeder Mauersegler, dessen Zustand keinen vollständigen klinischen Untersuchungsgang, sondern vorerst nur eine fraktionierte Untersuchung gestattet, und der als instabil bis unmittelbar lebensbedrohlich eingestuft wird. Vor Vervollständigung des Untersuchungsganges sind lebenserhaltende Sofortmaßnahmen erforderlich.
Dazu zählen:
- Unfallvögel mit Schock und/oder schwerem Trauma,
- Mauersegler mit profusen Blutungen,
- hochgradig abgemagerte und/oder exsikkotische adulte Segler,
- hochgradig abgemagerte und / oder exsikkotische Nestlinge,
- Mauersegler mit hochgradiger Dyspnoe,
- längerfristig und schwerst fehlernährte Segler mit hochgradigen Allgemeinstörungen,
- Mauersegler mit hochgradigen Allgemeinstörungen unbekannter Genese,
- Mauersegler mit Defekten des Groß- und/oder Körpergefieders, die unmittelbare und möglicherweise lebensbedrohliche Auswirkungen auf das Allgemeinbefinden haben.
Erste-Hilfe-Maßnahmen bei Notfallpatienten
Dyspnoe:
Den Rachen kontrollieren, etwaige mechanische Atemhindernisse entfernen (z.B. Blut, Speichel, Schleim, hochgewürgtes Futter).
Bei rasselnden, schmatzenden Atemgeräuschen: Furosemid in einer Dosierung von 1 bis max. 2 mg/kg KM p.o. oder i.m.; bei Wiederauftreten kann die Applikation an den nachfolgenden zwei bis drei Tagen wiederholt werden. Die Gefahr einer anschließenden Exsikkose ist zu beachten.
Bei aussetzender Atmung tropfenweise perorale Verabreichung von Dimethylbutyramid als peripheres Atemstimulans. Tropfen nie direkt in den Schlund applizieren (Gefahr einer Aspirationspneumonie), sondern auf der ventralen Rachenschleimhaut verstreichen.
Bei Atemstillstand Reanimationsversuche mit Doxapram tropfenweise per os oder in einer Dosierung von 10 mg/kg KM intramuskulär.
Bei hochgradiger Dyspnoe (würgende, fiepsende Atemgeräusche, Erstickungsanfälle) ohne Ansprechen auf die genannten Atemstimulantien sollte der Vogel ohne weiteres Zuwarten eingeschläfert werden.
Schock:
Zur Volumensubstitution im Schock bewährt sich die subkutane Verabreichung (Kniefalte) von 0,8 - 1 ml körperwarmer Ringer-Lactat-Lösung pro Vogel. Ferner erhalten Schockpatienten einmalig Kortikosteroide intramuskulär (Prednisolon 5 mg/kg KM).