Samstag morgen in der Mauerseglerklinik - ein Sammeltransport verletzter Mauersegler aus dem Ruhrgebiet trifft ein. Jeder Vogel wird mit eigenem Datenblatt aufgenommen, alle werden einzeln in "Transit-Boxen" untergebracht, mit Schmerzmitteln abgedeckt und untersucht; bei einigen ist dazu eine Narkose nötig, so auch bei einem am Vorabend aus Frankfurt eingelieferten Segler.
Die Ergebnisse sind niederschmetternd:
Vayentha aus Frankfurt hat eine perforierende Augenverletzung davongetragen, das Auge ist ausgelaufen.
Botticelli aus Mülheim ist bis auf die Knochen abgemagert, hat eine schwere Schädelverletzung sowie einen aufgerissenen Hals, er stirbt nur wenig später.
Raffael aus Viersen ist Opfer eines Rabenvogels geworden, hat eine Hackverletzung am Hinterkopf und ein ausgepicktes, blutverkrustetes Auge.
Michelangelo aus Oberhausen hat eine Coracoidfraktur, die Knochenfragmente spießen in die Lunge, er spuckt Blut.
Tizian aus Essen wurde von einer Katze zerbissen, die Knochen beider Flügel sind regelrecht zermalmt.
Einer nach dem anderen fliegen sie sanft und friedlich über die Regenbogenbrücke. Erlöst.
Ich danke allen, die geholfen haben, diese wunderbaren Vögel zu retten und ihr Leiden abzukürzen. Ihnen das lange und qualvolle Ende draußen zu ersparen, das ihnen bevorgestanden hätte, wenn sie hilflos am Boden liegengeblieben wären mit ihren schrecklichen Verletzungen.
Ich glaube, dass ein schnelles und schmerzloses Einschlafen das größte Geschenk ist, das einem Lebewesen widerfahren kann.
R.I.P. ihr Himmelskinder! Ihr seid heimgekehrt.