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Unser Vogel der Woche: Jiri Harlekin
Sunday, 28. February 2016 06:23
Autor: Dr. med. vet. Christiane Haupt
Jiri & Harlekin

Jiri kuschelt sich an Harlekin. © C. Haupt

Jiri & Harlekin

Harlekin und Jiri, Schnabel an Schnabel. © C. Haupt

Jiri & Harlekin

Jiri liebt es, sich unter Harlekins Flügel zu schmiegen. © C. Haupt

Jiri & Harlekin

Nester und Höhlen sind das Größte. © C. Haupt

Jiri & Harlekin

Harlekin ist der etwas Größere, Dunklere, Jiri ist schmaler und heller gefärbt. © C. Haupt

Jiri & Harlekin

Jiri und Harlekin "kleben" förmlich aufeinander. Best friends! © C. Haupt

Jiri allein

Jiri. Allein … Die lange erwartete Schift-OP! Ohne den Freund … © C. Haupt

Jiris neuer Federsatz

Jiris Federsatz. © C. Haupt

Jiris OP

Die linke Schwinge ist fertig, die rechte noch kurz. © C. Haupt

Verwandelt. Jiri schläft noch in der OP-Box. © C. Haupt

Sie sind ganz dicke Freunde. Diese Art Freundschaft, die man in der Kindheit schließt und die ein ganzes Leben lang andauert …   Jiri und Harlekin aus Frankfurt gehören zu den ersten Opfern der furchtbaren Hitze im Sommer 2015. Als schwer traumatisierte Nestlinge treffen sie am 10. Juli in der Mauerseglerklinik zusammen. Sie teilen dieselben schlimmen Erinnerungen, dasselbe ungewisse Schicksal. Die gefürchtete Diagnose „generalisierter Großgefiederschaden“, für so viele ein Todesurteil, lastet über beiden. Die untrennbaren Freunde trotzen der bitteren Realität mit Mut und unbändigem Lebenswillen.

Jiri ist der gelassenere, fröhlichere von beiden, Harlekin wirkt ernster und entschlossener. Äußerlich gleichen sie sich sehr mit dem zerrupften Gefieder und den abgebrochenen Schwungfedern. „Eier“, wie wir zu diesen schwer geschädigten Mauerseglern sagen, deren trauriger Anblick uns einen Stich versetzt! Doch Jiri und Harlekin strahlen Zuversicht und Lebensfreude aus. Zwei kleine, handfeste Burschen, „survivors“, die so unerschütterlich davon überzeugt sind zu überleben, dass sie uns ebenfalls überzeugen. Und so bleiben sie, während andere, weniger vital und mit schlechteren Aussichten, über die Regenbogenbrücke fliegen …

Die Warteliste fürs Schiften ist lang. Jiri und Harlekin verbringen die endlose Wartezeit zusammengekuschelt, dösend oder ins Zimmer schauend, auch beim Handtraining sind sie eifrig. Und immer Seite an Seite. Vielleicht schmieden sie schon Pläne für später, wenn sie zusammen fliegen und den Himmel erobern werden - best friends, forever!
Die Verfrachtungen beginnen, und noch immer warten sie. Das neue Jahr bricht an und schreitet fort. Wochen über Wochen. Und dann, endlich, werden ihre OP-Termine angesetzt! Zusammen an einem Tag, versteht sich. Zwei schöne Federspender sind gefunden für unsere zerzausten „Eier“. Bald ist es soweit!

Am Freitag davor mag Harlekin plötzlich nicht essen. Sehr ungewöhnlich …  Er wird infundiert und erhält Vitamin B extra, sicherheitshalber. Samstag geht es ihm wieder besser. Erleichterung! Doch am Sonntag baut er rapide ab. Seine Box wird sofort in den Intensivbereich verlegt, eine symptomatische Therapie begonnen. Jiri wirkt ratlos und verstört. Besorgt hält er Wacht neben dem kranken Freund, der plustert und die Lider geschlossen hat. Nun mache ich mir ernsthafte Sorgen. Sein Befinden verschlechtert sich von Stunde zu Stunde. Als die Nacht anbricht, pumpt er heftig und hat Atemgeräusche. Kein Medikament schlägt an. Bis fünf Uhr früh ringe ich um das verlöschende Leben. Als Harlekins Speichel blutig wird, weiß ich, dass der Kampf verloren ist …  Wie betäubt spritze ich ein Narkotikum, um ihm die Pein der Atemnot zu nehmen, und lege ihn in die gewärmte Box. Er robbt langsam zu Jiri, der ihn stupst und krault. Und dann den Flügel über ihn legt. Vertraute, liebevolle Nähe, warm und kuschelig. Dort schläft er ein, für immer.

Jiri schaut auf zu mir. Wie erkläre ich einem kleinen tapferen Kämpfer, warum er gerade seinen einzigen Freund verloren hat? Multiorganversagen? Wie soll er das verstehen? Weißt du, sage ich, Harlekin ist bloß schon vorausgeflogen. Er ist jetzt frei. Aber du wirst ihn wiedersehen. Eines Tages.
Jiri bleibt standhaft neben seinem toten Freund sitzen. Er verlässt ihn nicht. Als ich Harlekin schließlich herausnehme, verkriecht Jiri sich in seiner Höhle. Draußen dämmert es bereits …

Eine Woche später. Jiri hat gerade 21 neue Federn erhalten. Wunderschön ist er, einfach perfekt. Während er in der Aufwach-Box schlummert, denke ich daran, dass er für drei fliegen wird: für den unbekannten Federspender, für Harlekin und für sich selbst. Er ist stark, er wird leben, bald werde ich ihn auf Fuerteventura über mir in die Höhe steigen sehen.
Leb wohl, Jiri Harlekin, werde ich rufen, - denn so nennen wir ihn nun: Jiri Harlekin. Am Himmel wird er neue Gefährten finden, aber seinen besten Freund wird er nie vergessen, und er wird immer bei ihm sein.

Best friends, forever!

 

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