Apus apus   Niemieckie Towarzystwo Ochrony
  Jerzyków
NewsDer MauerseglerZnalezione ptakiTierarztMauerseglerklinikDer VereinHelfen & SpendenVerschiedenes
 deutsch english español italiano français News
 
Nadiyya macht das Rennen!
Friday, 04. March 2016 05:21
Autor: Dr. med. vet. Christiane Haupt
Nadiyya

Man sieht Nadiyya ihre Entschlossenheit an! Foto © C. Haupt

Nadiyya & Declan

Declan (rechts) hat stets einen beruhigenden Einfluss auf seine wilde Partnerin. Foto © C. Haupt

Schieferfarbener Himmel über Fuerteventura

Schieferfarbener Himmel über Fuerteventura, windgepeitschte See! Foto © C. Haupt

Im Quartier

Im Quartier. Unter den Seglerboxen sind Heizdecken installiert, denn im Haus ist es viel kühler als unsere Segler es gewöhnt sind. Rechts der Fütterungsplatz. Foto © C. Haupt

Jesper, Neville, Sindarin, Aspen & Quincy in der Tasche

Bis zum Start "hausen" Jesper, Neville, Sindarin, Aspen und Quincy in der Reisetasche. Foto © C. Haupt

Leia & Ravenna

Die anderen Pärchen haben eigene Boxen. Man verkriecht sich in der kuscheligen Höhle und zeigt nur die Schwung- und Steuerfedern, wie hier Leia und Ravenna. Foto © C. Haupt

Am Vulkan "Montana de Escanfraga"

Stimmungsvolle Kulisse: der Vulkan Montana de Escanfraga, an dem unsere Segler vorbeigeflogen sind, schickt abends etwas Rauch aus dem Krater an den Himmel. Foto © C. Haupt

Auf diesen Moment hat sie monatelang gewartet, und sie reagiert mit Lichtgeschwindigkeit: Als beim Aufbruch zum Startplatz der Wind das Handtuch, das ihre Box abdeckt, ein Stückchen hochweht, schnellt Nadiyyas schlanker Körper empor, hinaus in die Freiheit, unbändigbar, nicht aufzuhalten …

24 Stunden vorher. Wieder bin ich auf der Insel eingetroffen, diesmal mit der „Wilden 13“ im Gepäck. In letzter Minute ist der vorjährige Segler Neville noch zu der Starttruppe gestoßen, die aus dem Altsegler Matisse und den Vorjährigen Jesper, Sindarin und Felicitas besteht sowie aus den Jungseglern Declan und Nadiyya, Leia und Ravenna, Tiju und Apollonia, Aspen und Quincy. Alle 13 Kandidaten haben im Trainingszimmer mit ihren geschifteten Schwingen überragende Flugkünste bewiesen und sich ohne jeden Zweifel für die Reise qualifiziert.

Bei Ankunft auf Fuerteventura ein Déja-vu: bewölkt, kühl, sehr windig …  - das ähnelt ja dem Horrortrip vor 2 Wochen, als fast alles am schlechten Wetter gescheitert wäre! Mit unguten Gefühlen richte ich mich im Quartier ein und versorge die hungrigen Segler. Die temperamentvolle Nadiyya tut sich mal wieder durch fieberhafte Zappelei hervor, doch ihr Partner Declan, stark und stoisch, weiß sie stets zu beruhigen. Alle beziehen ihre Boxen, die Heizdecken werden installiert. Brrr! Die ungewohnte Enge gefällt keinem unserer Segler. Aber bald werden sie ja die unermessliche Weite des Himmels ihr Eigen nennen!

Über Nacht legt sich der Wind etwas. Doch die störrische Bewölkung will auch am Starttag nicht so recht weichen. Die brillante Fotografin Michaela, die zu meiner großen Freude wieder mit von der Partie sein wird, checkt wiederholt den Wetterbericht „eltiempo“. Es soll besser werden! Hoffen wir's. Immerhin haben wir 20°C. Nach der zweiten Fütterung wird gepackt, die Boxen werden mit Handtüchern zugehängt, dann tragen wir sie vorsichtig zum Auto. Ich stelle zwei Boxen ab, um aufzuschließen, eine Windböe fährt unter die Handtücher, und da passiert es …

Nadiyya, dieser Teufelsbraten, erkennt die geöffnete Kerkertür und springt. Ich springe auch – zu spät! Zwischen Auto und Steinmauer flattert sie über den Boden, mir bleibt das Herz stehen. Michaela rettet inzwischen die anderen Boxen und rafft die Handtücher wieder drüber. Ich hechte dem entschwindenden Segler hinterher, der gerade ums Auto eiert, über den Weg saust. Da weiß ich, dass ich sie nicht mehr halten kann …  Ich stolpere vor, um sie nicht aus den Augen zu verlieren, fassungslos, staunend. Sie zischt über den Gartenzaun, vollführt einen rasanten Slalom zwischen Bäumen und Büschen, weicht geschickt dem Haus aus und beginnt zu steigen. Ich höre auf zu fluchen und brülle begeistert: „Okay, dann hoch mit dir, leb wohl!!“ Renne zurück zu den von Michaela standhaft bewachten Boxen und hole Declan raus. „Ich kann sie doch nicht allein fliegen lassen“, rufe ich der verblüfften Michaela zu; „ich schicke den Partner hinterher!“ Declan ist absolut meiner Meinung, im nächsten Moment schießt er elegant über unsere Köpfe hinweg und schraubt sich souverän empor zu Nadiyya. Nur ein paar Sekunden, und sie sind am Himmel verschwunden.
„Von denen haben wir kein Abschiedsfoto“, konstatiert Michaela, „das ging zu schnell!“

Nach diesem fulminanten Auftakt beladen wir das Auto und brechen auf zum eigentlichen Startplatz. Unterwegs sammeln wir noch Andrea ein, unsere Dritte im Bunde. „Zwei Segler sind schon abgehauen“, informiere ich sie fröhlich. Nadiyya und Declan haben den anderen ein bisschen die Show gestohlen!
Jeder bezieht seine Position, wir sind ein eingespieltes Team. Und wieder geht es los. Der Wind ärgert uns mit mutwilligen Böen und verpasst jedem Segler ein zerzaustes Häubchen auf den Abschiedsfotos. Keiner kann es erwarten, jeder windet sich in der Hand und will endlich weg, nur weg!

Jesper macht den Anfang – dass er heute fliegt, ist ein Wunder, anderthalb Jahre lang hat er sich seine nachwachsenden Blutkiele ständig ruiniert. Ihn heute mit makellosem Gefieder in Himmelshöhe kreisen zu sehen, ist zum Weinen schön. Die kämpferische Rumänin Sindarin folgt, stark und sicher wie ein Altvogel. Dann der windschnittige Neville, einfach herrlich! Leia und Ravenna zeigen uns anschließend mal wieder, dass auch Jungsegler ihr Element perfekt beherrschen. Altsegler Matisse liefert wie erwartet Höchstleistungen ab, ebenso seine wunderschöne Gefährtin Felicitas: Wir haben nichts anderes von den beiden erwartet! Tiju, Apollonia und die wilde Aspen stürmen den Himmel so schnell, dass wir ihnen mit den Augen kaum folgen können. Zum Schluss unsere zarte, zierliche Quincy, deren schwere Vorgeschichte mit Fehlstart und Lahmheit uns lange Sorgen gemacht hat. Nach dem Schiften hat sie sich so sehr verbessert, dass wir es heute „wagen“. Sie will, sie will so sehr! Und sie kann. Schwerelos und kraftvoll zugleich wirft sie sich in den Wind und entschwindet über den felsigen Berghang, den anderen hinterher. Alle in dieselbe Richtung!

Es ging so schnell, ich fühle mich ganz betäubt, so seltsam unwirklich. Monatelanges Zittern und Bangen, und nun sind sie endlich dort, wo sie hingehören. Frei!
Noch lange stehen Andrea, Michaela und ich im Hang und bereden voller Begeisterung den gelungenen Start. Wir suchen den Himmel ab, aber sie sind alle verschwunden. Michaela hat viele wundervolle Impressionen unserer startenden Mauersegler mit der Kamera eingefangen, an denen wir uns noch lange erfreuen werden.

Nur zwei fehlen! Aber deren Bild wird für immer in meiner Erinnerung bleiben. Nadiyya wird wahrscheinlich noch ihren Kindern die Geschichte erzählen, wie sie ihren Kerkermeistern in einem unbewachten Augenblick todesmutig entflohen ist, gefolgt von ihrem Gefährten Declan!

Buchenstraße 9
D-65933 Frankfurt

Tel.:+49(69)35 35 15 04
Wir nehmen nur Segler an!

Telefonische Anfragen zu anderen Fundvögeln bearbeiten wir NICHT.

Wenden Sie sich dafür bitte an: Wildvogelhilfe.org/
 
Start  ·  Impressum  ·  Anfahrt  ·  Übersicht ·  deutsch english español italiano français