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Unser Vogel der Woche: Asmus
Saturday, 19. December 2015 10:20
Autor: Dr. med. vet. Christiane Haupt
Asmus, ein Überlebenskünstler

Asmus, ein Überlebenskünstler. Foto © C. Haupt

Asmus und Yentl

Asmus (hinten) und Yentl. Ein paar desolate Schwungfedern sind ausgefallen, neue wachsen nach, aber das genügt natürlich bei weitem noch nicht auf dem langen steinigen Weg zur Großgefiedersanierung. Foto © C. Haupt

Das Dreigestirn: Ole, Yentl & Asmus

Das Dreigestirn: Ole, Yentl & Asmus. Der naseweise Ole ahnt noch nicht, dass er gegen das Pärchen Yentl & Asmus den kürzeren ziehen wird. Foto © C. Haupt

Yentl und Asmus: Hier bahnt sich was an …

Yentl und Asmus: Hier bahnt sich was an … bei uns hieß das früher: "Willst du mit mir gehen?" Foto © C. Haupt

Konsterniert: Asmus und Yentl

Von der Kamera sind sie jetzt etwas konsterniert. Sie erwarten Grillen. Foto © C. Haupt

Yentl und Asmus: Wir bleiben zusammen!

Yentl und Asmus: Wir bleiben zusammen! Foto © C. Haupt

Wie überlebt ein Mauerseglerkind 3 Wochen lang die fatale Fehlfütterung mit Toastbrot und Ei!? Wir wissen es bis heute nicht. Normalerweise sterben mit Brot gefütterte Seglerküken binnen kürzester Zeit. Gelegentlich gibt es Ausnahmen, - oder Wunder! Was unsere ehrenamtlichen Kölner Kuriere am 18. August niedergeschlagen bei uns abliefern, gleicht allerdings kaum noch einem Mauersegler. Abgemagert bis auf die Knochen, kalt, verklebt, verkrustet, eher Reisigbesen als Vogel, blinzeln uns aus dem ganzen Elend zwei blanke Augen an und verraten den unbändigen Willen, mit dem die misshandelte kleine Kreatur sich ans Leben klammert …
Ein Ruck geht durch den geschundenen Körper, als der Neuankömmling schon im Treppenhaus das vielstimmige Singen anderer Seglerkinder hört. Daheim – Geschwister!! Rauh und krächzend stimmt er ins Gebettel mit ein, verschlingt den nächstbesten Finger und wackelt mit den struppigen Flügelstummeln. Wir eilen. Heizdecke, Infusion, Vitamin B, feinste Grillen, aber avanti!

Der Reisigbesen erhält den Namen Asmus, eine kuschelige warme Box, eine mit lautstarkem Protest quittierte Infusion und endlich etwas Richtiges zu essen. Letzteres wird fortan seine Lieblingsbeschäftigung. Er hält nichts davon, es langsam angehen zu lassen! Die vorsichtige Anfütterung während der ersten Tage, bis sein völlig verhunzter Magen-Darm-Trakt sich endlich wieder an gutes und nahrhaftes Essen gewöhnt hat, wird mit Jammern und Wehklagen kommentiert. Asmus bettelt zum Steinerweichen. 3 Wochen Hunger, Bauchschmerzen und Durchfall hinterlassen ein bleibendes Trauma! Wir leiden mit ihm und sind genauso glücklich wie er, als es endlich „Futter frei“ heißt und Asmus reinhauen darf, bis sein Hals wohlgefüllt ist.

Asmus nimmt schnell zu und beginnt wieder wie ein Mauersegler auszusehen, freilich mit fürchterlichstem Großgefiederschaden. Seinem Temperament und seiner Lebensfreude tut das keinen Abbruch. Nicht nur die reichlichen Grillenmahlzeiten versetzen ihn in höchste Seligkeit, sondern auch die Gesellschaft der quirligen kleinen Yentl, eines Seglerkindes mit ähnlichem Schicksal. Beide krähen und betteln um die Wette, wenn die Hand mit den leckeren Grillen naht.

Die Zeit vergeht. Einige deformierte Federn fallen aus, neue wachsen nach. Ein dritter fröhlicher kleiner Freund, Ole aus der Nähe von Hamburg, stößt zu dem ewig hungrigen Duo, und einige Wochen lang teilt sich das Dreigespann in schönster gefräßiger Harmonie eine gemeinsame Wohnbox, die üppigen Grillenmahlzeiten und viele Extragrillen, die man mit schmelzenden Blicken und unwiderstehlicher Zutraulichkeit ergattert. Dann passiert, was eben passieren kann, wenn man erwachsen wird: Die Kinderfreundschaft von Asmus und Yentl wird zur Jugendliebe! Und der arme Ole ist plötzlich unerwünscht. Er versteht die Welt nicht mehr. Wir können von Glück sagen, dass Ole in der Nachbarbox bei den Jungseglern Peppa, Iarlan und Leia, die alle gerade ihre Partner verloren haben, liebevolle Aufnahme findet.

Asmus und Yentl haben ihre Box nun für sich und genießen ihre Zweisamkeit. Beide haben sich zu schmucken, allerdings etwas übergewichtigen Teenagern entwickelt. Beide haben die Konditionierung der Fütterungshelfer zur Kunst erhoben. Synchron laufen sie mit zitternden Schwingen durch die Box, starren erwartungsvoll nach oben und lassen sich mit den dicksten Grillen dafür belohnen, so „unglaublich süß“ zu sein.

Was wird nun aus Asmus und Yentl? Die erste OP im Rahmen ihrer Großgefiedersanierung haben beide gut überstanden. Asmus sah danach noch einmal geraume Zeit erbarmungswürdig aus, denn ein Großteil seiner defekten Armschwung- und Coverfedern musste entfernt werden. Inzwischen sind sie fast alle nachgewachsen, und er wartet wie Yentl aufs Schiften der großen Handschwungfedern. Wird der so übel fehlernährte Asmus wirklich fliegen können? Das wissen wir (noch) nicht. Der in Kürze bevorstehende Beginn seines Flugtrainings wird von Asmus ungeduldig und von uns bange erwartet. Wir wissen ja nicht, welche Schäden die wochenlange Fehlernährung möglicherweise noch angerichtet hat. Hoffentlich schafft es unser kleiner Herzensbrecher! Wer soviel überlebt hat, soll jede Chance bekommen.

Asmus und Yentl freuen sich über eine Futterspende!

Vielen lieben Dank!


Deutsche Gesellschaft für Mauersegler e. V.
Frankfurter Sparkasse,
BLZ: 500 502 01, Konto: 200 163 175
IBAN: DE 30 500 502 010 200 163 175
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Buchenstraße 9
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