Bei einem Mauersegler, der auf perfekte Flugfähigkeit angewiesen ist, bedeutet ein derart unphysiologisch gehaltener, völlig verdrehter Flügel das Aus. In diesem Fall handelte es sich, wie die Röntgenaufnahmen zeigten, um eine komplette Fraktur von Elle und Speiche, unmittelbar am Handgelenk, hochgradig verlagert und um 180° rotiert. Sofortige Euthanasie wäre die einzige vernünftige Maßnahme im Sinne des gequälten Vogels gewesen.

Leider fand das Martyrium des Mauerseglers Hope aus der Nähe von Crimmitschau erst nach 5 Tagen ein Ende. Der Tierarzt, bei dem Hope am letzten Donnerstag eingeliefert wurde, "operierte" die inoperable Fraktur, indem er einen Pin in die Speiche trieb. Er tat dies mit solchem Nachdruck, dass das Frakturstückchen am Handgelenk mitsamt Pin nach außen gedrückt wurde, wo es dann vertrocknete. Dann vernähte er den Zugang und ließ den armen Segler aufwachen. Die unversorgte Elle pflügte weiterhin bei jeder Flügelbewegung durch die Muskeln, Sehnen und Gefäße des Unterarms; das kleinere schärfere Frakturstück am Handgelenk brach schließlich durch die Haut und vertrocknete ebenfalls.
Eine Bandage, die die unumgängliche Rotation des Flügels verhindert hätte, gab es nicht. Der Flügel rotierte also bei jedem Flügelschlag, - und der Vogel, irre vor Schmerzen, tobte. Fortbewegen musste er sich nicht nur auf dem doppelt gebrochenen, verdrehten Flügel, sondern auch noch auf einem ausgerenkten Fußgelenk, ebenfalls mit offenliegendem Knochen, das übersehen worden war.

Von der resoluten Dame einer privaten Pflegestelle konfisziert, die zufällig gerade bei diesem Tierarzt war, erhielt Hope nun wenigstens reichlich Schmerzmittel. Ein Transport nach Frankfurt in die Mauerseglerklinik wurde organisiert und gestern abend durchgeführt. Hope's Anblick trieb uns die Tränen in die Augen …

Vor wenigen Stunden ist Hope in meiner Hand sanft eingeschlafen, endlich erlöst. Bis zum letzten Moment hat sie mir das Kehlchen hingehalten und sich kraulen lassen. Fly free, kleine Seele! Du hast so sehr leiden müssen …

Herr Kollege, wenn Sie Verletzungen bei einem Vogel nicht einschätzen und nicht lege artis operieren können, dann lassen Sie es bitte, probieren Sie nicht herum, sondern überweisen Sie den Vogel an einen Spezialisten! Was hier passiert ist, war mehr als nur ein massiver Kunstfehler. Und vermeidbare Leiden, Schäden und Schmerzen für ein hilfloses Tier. Bei einem Haustier wäre solche Stümperei Sie teuer zu stehen gekommen.