Niemand weiß irgendetwas über sie. Die zierliche Alpenseglerin Minea trifft am 31. Oktober 2015 bei uns ein, zusammen mit dem fieberhaft unruhigen Artgenossen Lancelot sowie den jungen Mauerseglern Daithi und Teryani. Alle werden von unseren Schweizer Kooperationspartnern aus Zürich an uns überwiesen und sollen durch diverse Hände gegangen sein.

Minea hat einen schweren einseitigen Großgefiederschaden. Eine Vorgeschichte ist nicht bekannt. Weder wie lange sie wo in Menschenhand war, noch womit sie gefüttert oder wie sie behandelt wurde. Der stille sanfte Vogel kommt offenbar aus dem Nichts. Ich entdecke einen unbeschreiblich sinnlosen und stümperhaften "Schift"versuch an einer großen Schwungfeder, die beim ersten scharfen Blick prompt ausfällt. Doch wer da ohne jede Fachkenntnis herumgemurkst hat, ist nicht in Erfahrung zu bringen. Bedauerlich, denn vielleicht wird er es wieder versuchen und andere Vögel ans Messer liefern.

Minea verliert schon am zweiten Tag ihren Gefährten Lancelot, der aufgrund einer alten Fraktur eingeschläfert werden muss. Doch sie findet neue Freunde unter unseren vorjährigen Mauerseglern, die das große Fensterterrarium bewohnen. Die Swift Alliance funktioniert recht gut, allerdings hin und wieder mit lautstarkem Gemecker, wenn alle auf einmal in die beliebte Kuschelecke klettern wollen. Minea hat schnell herausgefunden, wie man effektiv den Eingang blockiert. Meistens hängen und sitzen allerdings alle einträchtig beieinander. Unsere schöne Alpenseglerin (wer wie ich einst Mika Waltaris grandiosen Roman "Sinuhe der Ägypter" verschlungen hat, weiß, woher ihr Name stammt!) tritt allmählich aus ihrem Schattendasein heraus, wird lebhafter und entwickelt sich zu einer selbstbewussten forschen Persönlichkeit, die sich durchaus gegen die quirligen Mauersegler durchsetzen kann.

Bange beobachten wir die verkrüppelt nachwachsenden Kiele der großen Schwungfedern ihres rechten Flügels. Das sieht gar nicht gut aus …   Doch wir wollen Minea nicht so schnell aufgeben. Vielleicht wird sich der Defekt nicht mehr auswachsen, vielleicht braucht Minea aber auch einfach noch Zeit. Sie scheint sich im Terrarium wohlzufühlen. Die Segler-WG ist deutlich geschrumpft. Am 14. Dezember sind Joel und Sirius nach Fuerteventura abgereist, am 28. folgte Saverio. Nun teilt sich Minea das Terrarium nur noch mit Abraxas und Sindarin. Was bedeutet, dass die gemütlichsten Ecken ihr gehören!

Wir hoffen sehr, dass Mineas Schicksal glücklicher verläuft als das ihrer fiktiven kretischen Namensgeberin im Roman von Mika Waltari. Und so warten wir auf neue und bessere Federn. Es wird noch dauern! Diesmal sammeln wir also für Mineas Menü.

Mineas Menü
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