In der warmen Intensiv-Box kämpft Jungsegler Gallina um das letzte Fünkchen Leben, das in dem ausgemergelten Körper verblieben ist. Fast tot, eiskalt und nass und mit knapp 28 g (normal wären bei ihrer Größe 42-45 g) wurde sie zwei Tage zuvor im Frankfurter Nordend gefunden. Nur einer von vielen späten Mauerseglern, die augenblicklich im verheerend kalten Septemberwetter keine Nahrung mehr finden und auf der Strecke bleiben, entkräftet niedergehen, elendiglich verhungern. Bei manchem Jungvogel mögen die Eltern abgezogen oder Beutegreifern zum Opfer gefallen sein. Andere sind vielleicht bis zum Ausfliegen betreut worden, doch bei der anhaltend kalten Witterung mit Nachttemperaturen dauerhaft unter 10 Grad und Tagestemperaturen von unter 20 Grad gibt es keine Fluginsekten mehr. Und so wird der Zug in den Süden zum Flug in den Tod …
Manche gestrandeten Segler haben Glück, werden noch rechtzeitig gefunden und in fachkundige Obhut gegeben. In der Mauerseglerklinik und den angeschlossenen privaten Pflegestellen warten zahllose flugfertige Mauersegler auf eine Möglichkeit, in den Süden zu kommen: entweder durch eine entscheidende Wetterbesserung in den nächsten 2 Wochen, die den Flug auf eigenen Flügeln erlaubt, oder per Flugzeug auf einer unserer regelmäßigen Verfrachtungen, die wir den ganzen Winter über durchführen werden.
Doch die Plätze für solche Flüge sind limitiert, und die Durchführung im stressigen Tagesbetrieb (immer noch 140 Mauersegler hier!!) gleicht der Quadratur des Kreises. Auch die Kosten sind immens. Dringend werden Flugpaten gesucht, die sich an den Flugkosten beteiligen! Pro Flug können bis maximal 15 Mauersegler nach Fuerteventura ausgeflogen werden. Die erste Verfrachtung findet schon diese Woche statt. Die Auswahl fällt schwer: Aktuell haben wir 3 Dutzend flugbereite und tobende Jungsegler hier, aber es gibt nur 15 Tickets. Inständig hoffen wir darauf, dass Petrus sich erbarmt und unseren gefiederten Schönheiten schnellstens doch noch einmal 2 Wochen Sonne und Wärme schickt!