Während in der Mauerseglerklinik neben den neuen Patienten immer noch über 30 Vögel des Vorjahres versorgt werden, purzeln von überall her verletzte und schwer traumatisierte Altsegler herein. Und wenn sie fallen, dann machen sie keine halben Sachen.
Tommen aus dem Hause Apus, Erster seines Namens, muss beim Absturz in der Frankfurter Bolongarostraße ein scharfkantiges Hindernis gestreift haben. Seine Kehle ist von der Schnabelspitze bis hinter das rechte Ohr aufgeschlitzt. Tommen wird von seinem Finder, einem ebenso exzentrischen wie originellen Ureinwohner der Höchster Innenstadt, spätabends in einem kleinen Tupper-Döschen per S-Bahn zur Mauerseglerklinik befördert.
Eine nächtliche Not-OP rettet Tommen, der es sich nicht nehmen lässt, während der gesamten chirurgischen Wundversorgung unermüdlich Blut zu spucken. Der Begriff "Blut und Wasser schwitzen" gewinnt für mich ganz neue Bedeutung …
Endlich liegt Tommen mit 3 cm langer Wundnaht tiefschlafend in der beheizten Aufwach-Box. Er hat noch Glück gehabt. Für viele andere endet die unfreiwillige Begegnung mit Glasscheiben, Autos, Oberleitungen, Dachkanten und sonstigen Hindernissen (z.B. Gerüste und illegal verschlossene Nistplätze!) tödlich.
Wir hoffen, dass Tommen sich von seiner schweren Verletzung erholt und in wenigen Wochen an den Himmel zurückkehren darf!