Apus apus   Asociación Alemana para la Protección de
  Vencejos
NovedadesEl vencejoPájaro encontradoVeterinarioClí­nica de vencejosAsociación¡ Ayudar !Otros temas
 deutsch english italiano français polski Novedades
 
Ariol und die Freiheit
Thursday, 30. May 2024 12:47
Por: Dr. med. vet. Christiane Haupt

Ariol hebt schwerelos ab und gewinnt mit kräftigen Flügelschlägen rasant an Höhe. Sekunden später ist er himmelhoch nur noch als wirbelnder Punkt zu erkennen. Atemlos verfolgen wir seinen Flug: Ariol fliegt für die Freiheit! Er ist mehr als nur ein Mauersegler – Ariol ist ein Symbol, und seine Rückkehr an den Himmel schenkt vielen Menschen Hoffnung, die seine dramatische Geschichte mitverfolgt haben. Viele Mühen und Gefahren hat seine Finderin in Kiew auf sich genommen, um den Jungsegler mit dem schweren Großgefiederschaden aus der hart umkämpften Ukraine nach Rumänien zu bringen. Von dort aus wurde Ariol im Oktober 2022 von unseren rumänischen Partnern zu uns gebracht. Hier lernte er wenige Tage später den gleichaltrigen, dicklichen Artgenossen Anshel aus Lünen kennen. Fortan waren die beiden unzertrennlich. Sie blieben es, bis Ariol am 4. März 2024 auf die Reise ging, während Anshel, der seine Mauser noch nicht ganz abgeschlossen hatte, erst im April auf die Kanarischen Inseln verfrachtet wurde. Er legte einen ebenso furiosen Start hin wie wenige Wochen zuvor sein Freund, dem er bis zum letzten Moment treu blieb: Nach Ariols Abreise tolerierte Anshel keinen anderen Partner mehr und zog es vor, allein zu bleiben. Ob sie sich wohl am Himmel wiedergetroffen haben?

Lächelnd blicke ich auf, obwohl ich gerade gar keinen Grund dafür habe, denn ein wunderschöner Altsegler ist soeben von uns gegangen: Dandelions Ellbogengelenk war zerschmettert, nie wieder hätte er fliegen können, und er litt furchtbare Schmerzen. Ich habe ihn erlöst. Doch gerade in solchen Momenten denke ich zurück an Impressionen von Glück und Freiheit, die unsere Reisesaison hinterlassen hat. Es tröstet ein wenig, und ich stelle mir vor, dass Dandelion nun über allen anderen an einem höheren Himmel fliegt. Die Saison 2024 ist in vollem Gange, täglich treffen verletzte Altsegler ein, und für viele ist die lange Reise ihres Lebens zuende: Kampfverletzungen, Flügelbrüche und Schultergürteldefekte fordern ihren Tribut. Andere Segler sind Opfer von Beutegreifern geworden oder haben frontale Anflüge gegen Glasscheiben hinter sich. Je schneller sie uns gebracht werden, desto größer ist die Chance, ihnen möglicherweise noch helfen zu können. Bitte, wir suchen immer Kurierfahrer für solche Fälle!

Unsere Wohnboxen füllen sich mit neuen Patienten: Uma hat eine Handfraktur, Aluna verirrte sich in einen Keller und wurde dort von der Hauskatze erwischt, Warwick hat multiple Gaumenfrakturen, Rienzi fiel in altes Speiseöl und ist komplett verklebt, Olympia prellte sich die Schulter und legte bei uns ein Ei, Valinor trug bei einem Anflug Kopfverletzungen davon, Kalyan stürzte in Taubenabwehrspikes und wurde mit durchbohrtem Hals eingeliefert, Uriel ist nach einer günstig verheilten Coracoidfraktur im Flugtraining und sinnt nur noch auf Ausbruch. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Unsere gut 80 Überwinterer, die noch auf Mauser, Gefiedersanierung, Schiften und ihre Freiheit warten, sehen den Ansturm neuer Artgenossen mit gemischten Gefühlen. Bleibt da noch Zeit für sie? Aber gewiss. Ein straffer OP-Plan realisiert eine Schift-OP nach der anderen, auch wenn immer wieder eine Not-OP dazwischengeschoben werden muss: Yehudi kommt aus Offenburg mit aufgerissener Kehle, vom Schnabel bis zum Halsansatz liegen alle anatomischen Strukturen frei, und es braucht fast zwei Stunden, den schwerverletzten Segler chirurgisch zu versorgen. Sein Zustand ist weiterhin kritisch. Er liegt in unserem neuen Inkubator, unserer dringend benötigten "Intensivstation".

Auffällig ist die hohe Zahl an Seglern, die Nistplatzkämpfe mit Artgenossen ausgefochten haben und mit schweren Kampfverletzungen zu uns kommen. Dem liegt unzweifelhaft die Zerstörung angestammter Nistplätze z.B. durch Sanierungen und Renovierungen zugrunde. In Städten, die von Menschen immer mehr verschmutzt, versifft und zugemüllt werden, möchte kaum einer noch Vögel am Haus haben, „die machen ja Dreck“! Gern wird dabei auch mal „vergessen“, dass die Niststätten unserer einheimischen Gebäudebrüter allesamt ganzjährig unter Schutz stehen und nicht wegsaniert oder beseitigt werden dürfen. Darauf stehen sogar empfindlich hohe Strafen.

Viele dieser Kampf-Segler sind traumatisiert und bedürfen intensiver medizinischer Betreuung. Neu für uns ist, dass ausnahmslos jeder Segler mit Kampfverletzungen durch eine hochdosierte Antibiose abgedeckt werden muss. Die beim Kampf übertragenen Keime, von den Krallen in die Wunden „geimpft“, scheinen sehr viel aggressiver geworden zu sein als früher. Mauersegler, die nicht rechtzeitig diese Antibiose erhalten, sterben an Sepsis („Blutvergiftung“). Uns graust bei der Vorstellung, wie viele wohl draußen sterben, die nach Kämpfen nicht gefunden und versorgt werden.

Ich schiebe die trüben Gedanken zur Seite und widme mich einer freudigeren Aufgabe: Eine Startliste ist zu erstellen für die nächsten Glücklichen, die geheilt in die Freiheit zurückkehren dürfen. Vorjährige wie der schnittige polnische Jährling Theon sowie die Altsegler Wendy und Haidar sind dabei, der kleine Aponi aus Würzburg, der vorjährige Spätling Marillion, unser Herzensbrecher Lulek aus Ketrzyn und endlich auch die stattliche Linnea aus Torgau. Als erfahrene Eskorte fliegen mit ihnen die diesjährigen Altsegler Etienne, Charis und Elijah.

Wenig später, nachdem alle Startvorbereitungen abgeschlossen sind, stehen wir draußen im alten Teil von Frankfurt-Griesheim, wo es noch viele Mauersegler gibt, und dürfen erleben, wie unsere Pfleglinge souverän an den Himmel zurückkehren. Scharen von anderen Seglern nehmen sie mit lautem Sri-Sri in Empfang, und wir sind uns einig, dass ein gelungener Start hier genauso schön ist wie auf den Kanarischen Inseln!

Zum Schluss eine Bitte in eigener Sache: Wir brauchen dringend einen, wenn möglich zwei weitere Inkubatoren für Intensivpatienten und für die Babys, die bald kommen werden. Ganz dringend! Dafür läuft eine PayPal-Spendenaktion. Bitte unterstützt uns dabei, genügend Geld zusammenzubekommen! Jeder Euro hilft! Mit diesem Link geht es zur Spendenaktion.

Buchenstraße 9
D-65933 Frankfurt

Tel.:+49(69)35 35 15 04
¡Acogemos solamente vencejos!
 
inicio  ·  Información legal  ·  Cómo llegar  ·  índice ·  deutsch english italiano français polski