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Vernichtungsfeldzug
Tuesday, 20. June 2017 23:50
By: Dr. med. vet. Christiane Haupt
Okruszek & Kruszynka

Geborgen in zerschrammten Händen: Okruszek und Kruszynka © C. Haupt

Okruszek & Kruszynka

Zwei Tage lang waren die Babies unversorgt und abgeschnitten von ihren verzweifelten Eltern. © C. Haupt

Vor Ort

Rechts oben am Übergang von dem eingerüsteten Haus zum nächsten befindet sich der Mauerseglernistplatz. © C. Haupt

Vor Ort

Der eingerüstete und verhängte Dachbereich macht jeden Anflug von Mauerseglern unmöglich. © C. Haupt

Vor Ort

Rechts neben der roten Ziegelwand ist der Einflug direkt unter der Regenrinne. Hier waren die hilflosen Babies durch das Gerüst von jeder Versorgung durch die Altvögel abgeschnitten. © C. Haupt


Dacharbeiten, Dämmungen, Sanierungen und Renovierungen - der Vernichtungsfeldzug gegen Mauersegler und andere Gebäudebrüter ist nicht aufzuhalten. Doch manchmal gibt es kleine Erfolge, die zeigen, dass sich der Einsatz jedes einzelnen lohnt: Augen offenhalten und Zivilcourage zeigen!

Eine aufmerksame Anwohnerin meldete uns das eingerüstete Haus in der Eschersheimer Landstraße in Frankfurt, das einige Mauersegler immer wieder anflogen. Sonntag morgen war ich vor Ort, - in der Tat kreisten viele Mauersegler über dem Gebäudekomplex, einige auch recht nahe, gezielte Anflüge an das Gerüst konnte ich allerdings nicht ausmachen, aber es gab verdächtige Lücken im Dachbereich. Ich beschloss, zunächst Meldung an die UNB zu machen und Montag früh auf das Gerüst zu gehen, um die Lage zu sondieren. Sonntag abend jedoch schickte die Anwohnerin mir Videomaterial, aus dem zweifelsfrei hervorging, dass verzweifelte Segler immer wieder gegen die Verspannung des Gerüstes flogen. Ich fuhr abermals hin und bestieg nach Rücksprache mit der zuständigen Polizeidienststelle das Gerüst. Im 5. Stock, unmittelbar unter der Regenrinne, wurde ich im Gesimskasten fündig: das schwache Piepsen sehr kleiner Nestlinge. Seit 2 Tagen unversorgt!

Hier war Gefahr im Verzug. Mit der Endoskopkamera konnte ich den Neststandort genau sichten. Die Babies bewegten sich noch schwach. Mühsam erweiterte ich mit Teppichmesser und Stemmeisen den Einflugspalt so weit, dass ich mit der Hand hineinkam. Es war nicht einfach und dauerte über eine Stunde, die beiden Nestlinge zu bergen, die sich auf ihrem Nest festklammerten. In einem Jutebeutel, um den Hals gebunden, wurde die kostbare Fracht vorsichtig abwärts transportiert und dann "mit Bleifuß" in die Mauerseglerklinik gefahren. Hier gab es Erstversorgung und endlich wieder etwas zu essen.

Inzwischen sind die Geschwister das blühende Leben, wachsen und gedeihen und vertilgen Unmengen an Grillen. Okruszek und Kruszynka haben wir sie genannt, das bedeutet auf polnisch "Krümel" und "Winzling"! Wir wünschten, ihre Eltern würden wissen, dass es ihnen gut geht und dass sie leben werden!

Weniger Glück hatten heute die Nestlinge einer kleinen Kolonie in Offenbach. Mit einem Hochdruckreiniger wurden die meisten Nester mitsamt den hilflosen Babies brutal und erbarmungslos beseitigt. Ein couragierter Anwohner schlug Alarm, wir verständigten Kripo und UNB, die unverzüglich ausrückten. Drei Nester konnten gerettet werden …  Ein Baustop wurde verhängt, das Gerüst zurückgebaut, so dass die Altvögel die überlebenden Nestlinge wieder versorgen können.

Wir rufen jeden auf, mit offenen Augen durch die Straßen zu gehen und bei Dach- und Sanierungsarbeiten achtzugeben, ob Mauersegler (oder andere Gebäudebrüter) am Haus sind! Bitte melden Sie Fälle, bei denen Mauersegler eingeschlossen werden, unverzüglich der zuständigen Naturschutzbehörde! Bei Gefahr im Verzug (eingeschlossene, unversorgte Nestlinge) kann die Polizei eingeschaltet werden! Werden Vögel getötet oder verletzt, verständigen Sie die Kripo! In jeder größeren Stadt gibt es bei der Kripo ein Dezernat für Umweltdelikte, welches in solchen Fällen tätig wird.

Buchenstraße 9
D-65933 Frankfurt

Tel.:+49(69)35 35 15 04
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Information regarding other bird species: http://www.wildvogelhilfe.org/
 
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