Jubelnd sind sie in den blauen Himmel gestiegen, unsere Schützlinge, und ihr Anblick hat für alle Mühen entschädigt. 77 Mauersegler haben wir im Winter 2014/2015 per Flugzeug in den Süden verfrachtet, inmitten eines wahren Fütterungs- und Schiftmarathons, der nur mit tatkräftiger und finanzieller Hilfe – auch der Ihren! - möglich war. Doch nicht nur über Fuerteventura kreisen Mauersegler, denen wir gemeinsam wieder auf die Flügel geholfen haben. Hunderte Segler aus insgesamt 9 Nationen, die aus unseren Händen hier in Frankfurt im Sommer und Herbst erfolgreich freigelassen wurden, geben uns in dieser dunklen Zeit voller Ängste und Schreckensmeldungen die Hoffnung zurück, etwas Gutes und Sinnvolles bewirken zu können.

Einfach war es nicht. Gnadenlose Hitze trieb die Nestlinge zu Tausenden aus ihren überhitzten Nistplätzen. Unzählige starben. Binnen weniger Tage schnellte unsere Patientenzahl auf über 300 hoch und sprengte alle Grenzen dessen, was wir zu bewältigen vermochten. Die wenigen Helfer fütterten Akkord. Unsere kostspieligen Grillenvorräte schrumpften wie Schnee in der Sonne. Verzweifelter Aufnahmestop …  Dennoch täglich mind. 10-12 neue Segler!

Franziskus, das Wunder von Aschaffenburg: Von 2 Krähen attackiert, wird der fast tote Altsegler durch einen Gast des Franziskanerklosters gerettet und per Motorrad zu uns gebracht. In einer Not-OP werden der offene Schädel und multiple Verletzungen versorgt. Franziskus überlebt! Seine glückliche Rückkehr an den Himmel, Wochen später, treibt uns allen die Tränen in die Augen.

Nestling Flavius wird auf einem Gerüst gefunden. Wenig später entdeckt der Finder das zweite, halbverhungerte Geschwister: Rufus. Ein Elternvogel liegt tot darunter …  Doch Flavius und Rufus können gerettet werden! Wieviele Altsegler sind wieder durch sommerliche Dacharbeiten von ihren Jungen abgeschnitten worden, wieviele Babies verhungerten elendiglich! In Offenbach fallen bei einer Dachsanierung gleich 10 Nestlinge an, werden von uns mühevoll aufgezogen. Die Entnahme war illegal, das hätte nicht sein müssen! Auch solche Kosten, ohne Entschädigung zu bekommen, trägt unser Verein. Alle 10 Jungsegler später glücklich starten zu sehen, ist zwar ein wunderbarer Lohn, bezahlt aber nicht Futter und Miete. Kein Einzelfall, dergleichen häuft sich aufgrund Achtlosigkeit und Missachtung des Bundesnaturschutzgesetzes!

Baby Donald wird mit zerschmettertem Bein gebracht, muss operiert werden. Der kleine Amédée kommt eiskalt, abgemagert bis auf die Knochen und mit gebrochenem Flügel. Er ist immer noch bei uns. Wie so viele! Fast 700 Neuaufnahmen hatten wir bis jetzt in 2015, ca 140 Segler sind immer noch in der Klinik. Viele haben schwere Großgefiederschäden entwickelt, manche durch Fehlernährung wie Woody, der 3 Wochen lang Brei bekam, manche durch falsche Behandlung wie Pecan, der als Baby vom Tierarzt mit Klebestreifen zusammengeklebt wurde, und zahllose durch die entsetzliche Hitze!

Und nun sitzen Marlyssa, Ole, Asmus, Lukas, Felice, Nieboraczek, Mio, Justus, Yentl - und wie sie alle heißen! - und warten auf ihre Gefiedersanierung. Darauf sind wir spezialisiert, dafür ist die Mauerseglerklinik inzwischen international bekannt. Das aufwendige Schiften rettet alljährlich unzähligen Mauerseglern das Leben. Nicht ohne Folgen: Die Sitzzeiten verlängern sich erheblich, der Bedarf an Helfern sowie an Futter steigt. Wieviel Geld darf es kosten, Leben zu retten? Wenn viele etwas geben, können wir weitermachen. Bitte vergessen Sie unsere Mauersegler nicht, unter allen Weihnachtsbriefen, die jetzt eintreffen!

Weihnachten und Jahreswechsel mit 140 Seglern bedeuten Freude und Besinnlichkeit ganz ungewöhnlicher Art, denn wer erlebt ihre sommerlichen Rufe und ihr faszinierendes Verhalten schon ganzjährig! Aber es bedeutet auch harte Arbeit rund um die Uhr und immense Kosten. Noch vor Weihnachten wird es eine weitere Verfrachtung geben, nachdem wir am 10. November noch 26 Segler von Südfrankreich aus freilassen konnten. Pro Flug können leider nur 10-12 Vögel mitreisen. Die meisten werden also noch lange warten müssen. Wenn Sie ihnen mit Futtergeld helfen möchten, freuen wir uns sehr. Besuchen Sie dazu bitte auch unsere Facebook-Seite unter de-de.facebook.com/Mauerseglerverein. Helfen können Sie uns auch mit Ihrem Weihnachtseinkauf bei gooding.de oder mit einem Artikel von unserer amazon-Wunschliste (s. www.mauersegler.com).

Die MitarbeiterInnen der Mauerseglerklinik Frankfurt und der Vorstand der DGfM wünschen Ihnen eine besinnliche Vorweihnachtszeit, fröhliche Weihnachten und alles Gute für das Jahr 2016! Es wird für uns ein Jahr voller Herausforderungen werden. Lassen Sie uns versuchen, diese gemeinsam zu bewältigen – für unsere Mauersegler!

Herzliche Grüße

Ihre Dr. Christiane Haupt