Liebe Mauerseglerfreundinnen und -freunde,
nachdem unsere alljährliche Mitgliederversammlung und die Feier unseres 20jährigen Vereinsjubiläums leider wegen der Corona-Krise ausfallen mussten, ist es uns ein Bedürfnis, Ihnen auf schriftlichem Wege ein kleines Update zu geben und Ihnen frohe Osterfeiertage zu wünschen!
In der Mauerseglerklinik geht die Versorgung unserer derzeit 85 Patienten mit unvermindert hohem Einsatz weiter. Unsere unermüdlichen Helferinnen und Helfer lassen die winterlichen Langzeitpatienten nicht im Stich, sie kommen unbeirrt zum Füttern, zum Trainieren, zum Putzen und ins Büro. Unsere Vögel brauchen uns!
Viele flugbereite Segler, fertig geschiftet, toben in ihren Boxen und verstehen nicht, warum sie bei diesem warmen sonnigen Wetter nicht fliegen dürfen: Die letzten beiden geplanten Flüge auf die Kanarischen Inseln konnten nicht stattfinden, die Hoffnung auf Freiheit für viele Segler verschob sich auf unbestimmte Zeit. Mag das Wetter auch noch so schön sein, - bevor nicht zurückgekehrte Mauersegler im Mai den Himmel bevölkern, können wir keine Winterlinge freilassen. Nun bangen wir um ihr Gefieder, ihre Gesundheit und ihre mentale Konstitution, die unter dem langen Aufenthalt in Menschenhand leiden. Auch für die MitarbeiterInnen in der Klinik ist die unerwartet hohe Zahl der Pfleglinge über eine so lange Zeit eine große Belastung. Horrend sind auch die Futterkosten. Überdies sind wir auf den Kosten für den bereits gebuchten März-Flug sitzengeblieben, das Geld ist verloren und unsere Vögel mussten hierbleiben.
Im Laufe des Winters haben wir 109 Segler in den Süden verfrachten und erfolgreich freilassen können. Es hätten, wenn die letzten beiden Flüge nicht ausgefallen wären, noch über 30 mehr sein können, die nun weiter versorgt, gefüttert und trainiert werden müssen. Ohne Unterlass geht auch das Schiften der noch nicht flugfertigen, gefiedergeschädigten Patienten weiter.
Bleibt uns nun nur zu hoffen, dass der Mai bald kommt und mit ihm die aus Afrika heimkehrenden Mauersegler, dass unsere Pfleglinge so lange durchhalten, und auch, dass die Krise, die unser Land und fast die ganze Welt verändert hat, endlich vorübergeht. Und dass sich in der kommenden Saison engagierte und hilfsbereite Menschen finden, die verletzte oder verwaiste Mauerseglerfindlinge nicht einfach liegenlassen, sondern sie bergen und zu uns bringen. Ein Mauersegler am Boden ist auf die rettende menschliche Hand angewiesen, sonst wird er elendiglich sterben. Von einem Mauersegler können Sie keine ansteckende Krankheit bekommen, bitte fürchten Sie sich nicht, sondern helfen Sie!
Nun wünschen wir Ihnen allen ein schönes Osterfest und alles Gute, Gesundheit und Gottvertrauen, und dass unser Leben bald wieder in den gewohnten Bahnen verlaufen möge. Und dass wir Menschen aus dieser Krise etwas gelernt haben!
Bitte vergessen Sie in diesen schwierigen Zeiten unsere Mauersegler nicht, die jede Hilfe brauchen. Schon wieder stehen überall Gerüste und werden Dacharbeiten durchgeführt. Wie viele heimkehrende Segler werden heimatlos sein? Bitte halten Sie die Augen offen. Mauerseglernistplätze wie auch die Nester aller anderen Gebäudebrüter sind ganzjährig durch das Gesetz geschützt und dürfen weder entfernt noch verschlossen werden.
Herzliche Grüße
Ihre
Dr. med. vet. Christiane Haupt und der Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Mauersegler e. V.