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Mauersegleraufzucht ist für Laien besonders herausfordernd
Wednesday, 01. August 2012 17:46
By: Christopher Müller

Auch in diesem Sommer versuchten wieder unzählige tierliebe Menschen juvenile Fundtiere der unterschiedlichsten Spezies aufzuziehen. Das ist erfreulich und zeugt von Mitgefühl und jedes erfolgreich in die Freiheit entlassenes Tier wird es mit Sicherheit danken.

 

Doch jede Tierart hat ihre eigenen Bedürfnisse und verlangt eine andere Form der Pflege - angefangen bei Futtermitteln über Unterbringung bis zur richtigen Distanz zum Menschen. Mauersegler gelten insb. in Bezug auf Ersteres als besonders schwierig und lange Jahre dachte man, es sei unmöglich, einen Jungvogel per Hand wildbahnfähig aufzuziehen. Dass diese "Erkenntnis" hauptsächlich den gravierenden Fehlinformationen zur richtigen Ernährung dieses Insektenfressers geschuldet ist und die Aufzucht per Hand sehr wohl möglich ist, setzt sich glücklicherweise nach und nach durch.

 

Dennoch gilt nach wie vor: Der Mauersegler ist ein schwieriger Patient und gut gemeint ist noch lange nicht gut gemacht. Häufig rufen in der Mauerseglerklinik Finder an, die ihren Fundsegler schon einige Tage oder Wochen selbst versorgen und nun Fragen haben oder befürchten, dass etwas mit dem Segler nicht stimmt. Kirsten Knaack, langjährige Mitarbeiterin der Mauerseglerklinik Frankfurt,  schildert einige Beispiele aus jüngerer Zeit:

So berichtete ein Finder, dass das von ihm betreute Jungtier sich erst "dick fraß und dann die Nahrungsaufnahme verweigerte", obwohl er noch nicht flügge war (denn dann wäre die Nahrungsverweigerung normal gewesen). Die Lösung: Vitamin B-Mangel. Alle 10-14 Tage benötigen vom Menschen versorgte Mauersegler, auch bei Verwendung der bestmöglichen Futtermittel, eine zusätzliche, vom Tierarzt subkutan verabreichte Spritze mit einem Vitamin B-Komplex.

In anderen Fällen sind Probleme für den Laien und häufig auch für Tiermediziner anderer Spezialisierungen nicht erkennbar. So treten Gefiederschäden nach Fehlernährung meist nicht direkt, sondern erst 2-3 Wochen nach Umstellung auf Insektenfutter zu Tage. Wurde der Segler also bis zur Freilassung fehlernährt, muss davon ausgegangen werden, dass er nach 14 Tagen mit abbrechenden Federn zu Boden stürzt. Der Finder bekommt davon freilich nichts mit - wohl auch deshalb halten sich die tödlichen "Weisheiten" vom Katzenfutter und Hackfleisch so vehement unter selbsternannten Experten und finden sich leider nach wie vor selbst in vermeintlichen "Fachbüchern".

Wichtig ist auch die regelmäßige Gewichtskontrolle und das penible Sauberhalten der Fütterungspinzetten. Auch hier kann Kirsten Knaack berichten: Die Finder waren sehr engagiert, nahmen den Segler sogar mit in den Urlaub, wo er dann das richtige Alter zum Starten erreichen würde. Im Laufe des Telefonats ergaben sich Bedenken bzgl. der verwendeten Futtermittel, so dass die Finder für den Segler eine Mitfahrgelegenheit nach Frankfurt organisierten, wo er auf Gefiederschäden untersucht werden sollte. In der Klinik stellte sich heraus, dass der Segler mit 25 g stark untergewichtig war. Zudem bestand der Verdacht auf Rachenentzündung. Ein Start hätte für diesen Segler unter diesen Umständen den sicheren Tod bedeutet.

 

Daher unser Rat an alle Finder: Informieren Sie sich ausführlich und frühzeitig. Vertrauen Sie weder auf "Volksweisheiten" noch auf Ihr "Gefühl" - der Mauersegler könnte dies mit seinem Leben bezahlen müssen.

Die Deutsche Gesellschaft für Mauersegler e.V. bietet beispielsweise auf ihren Internetseiten (http://www.mauersegler.com/) umfangreiche Informationen zum richtigen Umgang mit Mauerseglern für Laien und Tiermediziner. Haben Sie den Verdacht, dass der Fundsegler verletzt sein könnte, kontaktieren Sie die Mauerseglerklinik telefonisch (E-Mails können aus personellen Gründen oft nur mit mehrtägiger Verzögerung beantwortet werden - so lange kann der Segler nicht warten). Wir tun alles in unserer Macht stehende, um jedem hilfsbedürftigen Segler zu helfen.

Buchenstraße 9
D-65933 Frankfurt

Tel.:+49(69)35 35 15 04
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Information regarding other bird species: http://www.wildvogelhilfe.org/
 
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