Heute Nacht erhielt Brentano 37 neue Federn. Der Jungsegler aus Würzburg war vor einigen Wochen mit einem rätselhaften Gefiederschaden zu uns überwiesen worden: Alle Schwung- und Steuerfedern waren durchscheinend wie Pergament. Ein Großteil dieser unbrauchbaren Federn wurde unter Vollnarkose entfernt. Doch die Hoffnung, dass nun gute unversehrte Federn nachwachsen würden, erfüllte sich nicht: Auch das neue Gefieder wies denselben schwerwiegenden Defekt auf, so dass eine angeborene Befiederungsstörung vermutet werden muss.
Was tun - einen prachtvollen vitalen Jungsegler einschläfern? Brentano wurde komplett geschiftet. Trotz der Befürchtung, dass er in seiner nächsten Mauser im kommenden Jahr wieder defekte Federn nachschieben würde und dann nicht mehr flugfähig wäre. Doch bis dahin bliebe ihm ein Jahr Fliegen, Freiheit, Leben. Wenn wir Brentano im Trainingszimmer mit seinem geschifteten Gefieder kraftvoll kreisen sehen, wissen wir, wie er sich entschieden hätte: Wir werden ihn fliegen lassen. Ungeduldig erwarten wir - und Brentano! - unsere erste Fahrt in den Süden, denn jeder Tag, den er hier nun noch wartend verbringen muss, ist für ihn ein Tag verlorenes Leben. Carpe diem, Brentano!