Luise wurde am 13.06.12 in die Mauerseglerklinik eingeliefert. Mit komplett zerstörtem Großgefieder, alle Schwung- und Steuerfedern waren abgerissen, war es wirklich ein Wunder, dass der Segler keine körperlichen Verletzungen aufwies. Da die Federstümpfe wie mit einem Mörser zerrieben schienen, kam das Schiften nicht in Frage. Als einzige Möglichkeit blieb nur, geduldig darauf zu warten, bis der Altvogel komplett durchgemausert hatte.

Unter den am 09.09.12 aus Livorno in die Mauerseglerklinik gebrachten Seglergruppe befand sich auch Jungvogel Luigi. Luigi war ein zierliches Leichtgewicht mit einem beträchtlichen Großgefiederschaden. Nachdem die bisher zusammen mit Luise unterbrachten Segler Cucciolina und Licia zwischenzeitlich auf Fuerteventura in die Freiheit starten durften, war es an Klinikleiterin Christiane Haupt, Luise mit einem anderen Segler zu vergesellschaften. Das Kunststück gelang mit Luigi - die beiden waren von Anfang an ein Herz und eine Seele, verpaarten sich innig und turtelten und zirpten unentwegt miteinander. Wenn sich Luise im Flugtraining befand, warte Luigi schon immer sehnsüchtig auf ihre Rückkehr.

Während sich bei Luigi herausstellte, dass dieser Segler aufgrund seiner versteiften Ellenbogengelenke niemals würde in Freiheit überleben können, flog Luise mit zunehmend vollständigerem Gefieder immer besser. Es lag auf der Hand, dass Luise, dieser aus Frankfurt stammende Segler, entlassen werden sollte, sobald es das Wetter zuließ.

Am 15.05. war der Tag gekommen. Wunderschönes Wetter und angenehme Temperaturen ermutigten Klinikleiterin Christiane Haupt, Luise in den Frankfurter Nachmittagshimmel starten zu lassen. Luigi hätte sehr gelitten, wenn er allein zurück geblieben wäre, zumal es gewiss war, dass er niemals würde fliegen können. Luigi wurde deshalb zur selben Stunde erlöst, als Luise in die Freiheit und zu ihrem alten Leben zurückkehrte.