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Malika hebt ab.
Dienstag, 04. Juni 2024 12:48
Von: Dr. med. vet. Christiane Haupt

So ein stattlicher Alpensegler mit einem Gewicht von 92 Gramm und einer Flügellänge von 215 Millimetern braucht zum Abheben schon eine etwas längere Startbahn als ein Mauersegler. Erst recht, wenn er ein halbes Jahr in Menschenhand verbracht hat und die Trainingsbedingungen in unserem 40 qm großen Flugzimmer für solch einen Giganten suboptimal sind. Doch der Flugplatz, die wir für Malika ausgesucht haben, ist groß, und die Witterungsbedingungen sind ideal.

 

Für Malikas Start sind wir extra nach Süddeutschland gefahren. Denn bei uns in Frankfurt am Main kommen keine Alpensegler vor. Ein einsamer Jung-Alpi wäre hier gefundenes Fressen z.B. für Wanderfalken. Und genau wie juvenile Mauersegler siedeln sich auch junge Alpensegler an dem Ort an, an dem sie ausgeflogen sind oder freigelassen wurden. Wir müssen also in ein Gebiet, in dem Alpensegler vorkommen. In Achern, am Rande des Schwarzwalds, gibt es eine etablierte Alpenseglerpopulation. Malika wurde ganz in der Nähe geboren, in Lahr. Von dort aus wurde sie uns am 2. Oktober 2023 mit einem schweren Großgefiederschaden überwiesen. Für sie wird das heute also ein Heimspiel. Und mit 12 neuen Schwungfedern, die sie einem spanischen Artgenossen verdankt, der im März der Wetterkatastrophe in Malaga zum Opfer fiel, ist sie bestens gerüstet für ihr Leben im Dauerflug.

 

Das Wetter ist absolut traumhaft. Auf dem Gebiet einer alten Kaserne in Achern wurden bei Sanierungsmaßnahmen Nistplätze für Alpensegler geschaffen. Diese wurden angenommen und werden ausgiebig genutzt. Gleich bei unserer Ankunft werden wir von den ansässigen Alpenseglern mit lauten, schrillen Rufen begrüßt. Mindestens sieben „Weißbäuche“, die größeren Verwandten unserer Mauersegler, zischen auf der Jagd nach Insekten dicht über unsere Köpfe hinweg. So ein beeindruckendes Bild sind wir von zuhause nicht gewohnt, deshalb können wir uns kaum sattsehen.

 

Malika ist unruhig. Schon auf den letzten 20 Kilometern der zweistündigen Autofahrt hat sie angefangen, durch unmissverständliches Toben und Kratzen auf sich aufmerksam zu machen. Auch die letzte Fütterung ist nach ihrem Geschmack schon zu lange her – nun, die nächste Mahlzeit wird sie sich selbst fangen müssen! Als wir die Transportbox aus dem Auto nehmen und sie die Rufe ihrer Artgenossen vernimmt, ist sie wie elektrisiert. Doch ein kleines bisschen muss sie noch warten. Wir begrüßen die unserer Organisation als Pflegestelle angeschlossene Päpplerin aus der Region Offenburg, die heute auch nach Achern gekommen ist, um uns bei Malikas Start behilflich zu sein. Schnell ist die geeignete Startposition gefunden, jeder bezieht Stellung, Malika wird aus der Box genommen. Den blauen Himmel über sich, ist sie kaum noch zu bändigen. Ihre Trainerin muss sie einen Moment festhalten, damit sie sich zuerst richtig orientieren und sich an das helle Sonnenlicht gewöhnen kann. Dann darf Malika endlich starten.

 

Beim Abflug macht Malika es für unseren Geschmack ein bisschen zu spannend. Krimi pur! Erst zieht sie etwa zehn Meter dicht über den Boden hinweg, dann biegt sie ab und verschwindet um die nächste Häuserecke. Wir sprinten hinterher. Doch Malika dreht eine elegante Kurve, schießt wieder an uns vorbei und fliegt noch eine Abschiedsrunde über der Wiese. Sie gewinnt souverän an Höhe und schließt sich der Gruppe heimischer Alpensegler an.

 

Am Himmel sind jetzt deutlich mehr von ihnen zu sehen, der Neuankömmling hat den Schwarm aufgemischt – Malika muss sich durch ihre Rufe erst einmal als Alpensegler identifizieren. Sie wird sich rasch in die Gruppe integrieren und in dieser schönen Umgebung ein neues Zuhause finden. Und wer weiß, vielleicht gibt es bald ein Wiedersehen! Denn unsere verbliebenen beiden Alpensegler, Altvogel Plesia und Jungsegler Ulysse, sind auch bald ready for take-off!

 

Fotos: (c) E. Br., R. Dees / DgfM

 

 

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