Es gibt da diese ganz Tapferen. Sie sind tapfer nicht weil sie es wollen, sondern weil ihnen gar keine Wahl bleibt, weil ihr Schicksal sie einfach dazu zwingt tapfer zu sein - oder zu sterben. Und so leiden und kämpfen sie auf diese stille, wundersame Weise, ohne Pathos oder Heldenmut.

Alvin ist so einer. Wir wissen nicht, wie lange der kleine Nestling mit seinem Fuß in einer Dachspalte eingeklemmt war. Wir wissen nur, dass er entsetzlich gelitten haben muss bei seinem vergeblichen Kampf, sich zu befreien. Gute Menschen haben ihm geholfen, ihn befreit und in eine Pflegestelle gebracht. Sein linker Fuß war mehrfach gebrochen, furchtbar geschwollen und verdreht und begann abzusterben. Leider verzögerte sich Alvins Überweisung in die Mauerseglerklinik Frankfurt, weil wir trotz aller Bemühungen keinen Kurier finden konnten, der ihn von Mühlheim an der Ruhr nach Frankfurt gefahren hätte. Einen vogelkundigen Tierarzt vor Ort, der die Amputation an dem hochgradig abgemagerten und instabilen Patienten hätte vornehmen können, gab es nicht.

Erst zwei Tage nach seiner Rettung traf Alvin bei uns ein. Sein abgestorbener Fuß stank bereits erbärmlich. Die OP konnte nicht aufgeschoben werden und wurde sofort durchgeführt, obwohl es Alvin sehr schlecht ging. Doch der tapfere kleine Vogel überlebte. Nach der Amputation hat er nun einen sauberen Stumpf und wird nach seiner Genesung sein künftiges Leben in Freiheit ohne Einschränkungen führen können.
Momentan steht Alvin noch unter starken Schmerzmitteln und Antibiotika und erholt sich langsam. Zwei neue kleine Freunde in der Intensivbox helfen dabei, es wird innig miteinander gekuschelt und geputzt. Inzwischen haben wir keinen Zweifel mehr daran, dass Alvin der Kämpfer es schaffen wird!