Es verwundert, dass Mauersegler mit der von Michael Ende in den 1960er Jahren erschaffenen Kinderbuchfigur Jim Knopf und dessen Widersachern, einer Bande von 13 wilden Piraten, etwas gemein haben sollen, doch bei der Nennung dieser Zahl der nach Fuerteventura gebrachten Segler drängten sich vor dem geistigen Auge unweigerlich Bilder aus dem berühmten Kinderbuch auf, eine schöne Erinnerung aus längst vergangenen Kindertagen.
Zwölf geschiftete Jungsegler waren für die dritte, am 15.01.2013 geplante Flugverfrachtung vorgesehen und die Reisevorbereitungen waren schon in vollem Gange, als plötzlich Altsegler Marek alle Aufmerksamkeit auf sich zog. Der aus dem im Chiemgau gelegenen Marquartstein stammende Marek war in der Mauerseglerklinik bereits seit dem 28.06.12 in stationärer Behandlung, um seinen kapitalen Gefiederschaden auszuheilen. Mit seinem größtenteils nachgewachsenen Großgefieder beeindruckte Marek während des täglichen Flugtrainings, indem er im Trainingszimmer unermüdlich eine Runde nach der anderen drehte. Trotzdem war seine baldige Entlassung aus der Mauerseglerklinik nicht vorgesehen, da juvenile Segler in der Regel vorgezogen werden, um nach der zeitaufwendigen Prozedur des Schiftens mittels der kostenintensiven, aber während der Wintermonate dringend notwendigen Flugverfrachtungen ihre Reise in den Süden anzutreten.
Doch Marek erkämpfte sich "sein Flugticket". Klinikleiterin Dr. med. vet. Christiane Haupt schiftete ihm noch in der Nacht vor dem Abflug 2 abgebrochene Federn und nahm ihn als 13. Segler mit nach Fuerteventura. So bestand, wie auch die Piratenbande aus dem Kinderbuch um Jim Knopf, die Gruppe nun aus 13 tapferen Gesellen und war somit vollzählig, um auf die Reise zu gehen, ferne Länder zu erkunden und große Abenteuer zu bestehen:
Phoebe als Elzach
Gaia und Tudor aus Bukarest (Rumänien)
Wanda aus Leipzig
Assunta, Beppo, Donato, Gennaro, Giulietta und Iliria aus Livorno (Italien)
Naomi aus Chemnitz
Wyatt aus Weimar
Marek aus Marquartstein
Schon unmittelbar nach der Ankunft auf Fuerteventura wurden einige Mauersegler gesichtet, die, als würden sie die neu eingetroffenen Artgenossen begrüßen, in unmittelbarer Nähe und in geringer Höhe am Himmel ihre Kreise zogen.
Der Start fand wie gewöhnlich in der Nähe von Tindaya statt, am Heiligen Berg der Guanchen, auf dem Gelände der Finca Esquinzo. Am Starttag, dem 15. Januar 2013 war es zwar sonnig, doch im Gegensatz zum Starttag der zweiten Flugverfrachtung wehte ein starker Wind, und die Starthelfer waren etwas besorgt, ob die Segler, nach so langer Zeit nun wieder durchgehend in der Luft, insbesondere beim Start mit diesen Witterungsbedingungen zurecht kommen würden, zumal erschwerend dazu kam, dass das Gelände am Rande von einem beachtlich in die Höhe ragenden Steilhang begrenzt wird. Doch alle Ängste waren unbegründet, ein Mauersegler nach dem anderen nutzte geschickt die speziell dort vorhandene Thermik, um sich in die Höhe tragen zu lassen und nach einigen Runden in die Weite des Horizonts zu verschwinden.
Ein lauwarmer Piccolo, auf die 4 Starthelfer verteilt und aus staubigen Schnapsgläsern getrunken, mag der Größe des Augenblicks nicht angemessen erscheinen, doch Freude und Glück über den einzigartigen Start machten dieses kleine Manko allemal wett!