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Aufgezogen, halbtot gepflegt, ausgesetzt …
Freitag, 21. August 2015 18:14
Von: Dr. med. vet. Christiane Haupt

Huckleberry: matt und apathisch. Foto © C. Haupt

Er ist bis auf die Knochen abgemagert, kann kaum die Augen offenhalten. SO wird ein Mauersegler "freigelassen"!? Foto © C. Haupt

Die Schwungfedern sind verklebt und verkrustet. Foto © C. Haupt

Verschmierter, verkrusteter Kot auf der Unterseite der abgebrochenen Steuerfedern verrät einiges über die Art des verabreichten Futtermittels: Brei aus Cerealien und anderen ungeeigneten Ingredenzien. Foto © C. Haupt

Auch die Füße sind brei- und kotverkrustet. Der Segler hat sichtlich abgeschlossen mit der Welt, krank und elend liegt er in der Hand. Foto © C. Haupt

In erbärmlichem Zustand wurde dieser arme Jungsegler heute in Frankfurt gefunden. Zwei junge Männer entdeckten das regungslos auf der Straße kauernde Tier und brachten es sofort zu uns. Auf einen Blick war klar: Dieser Segler war längere Zeit in Menschenhand, wurde verheerend fehlernährt und dann offenbar "freigelassen": Halbtot, abgemagert auf 28g, mit völlig verklebtem, schmutzigem und stinkendem Gefieder, unfähig zu fliegen...

Wer immer sich hier "Mühe gegeben" hat, - gründlich recherchiert hat er jedenfalls nicht, um herauszufinden, um welche Vogelart es sich bei dem Findling handelt und welche Ansprüche sie an eine Handaufzucht stellt! Im Zeitalter des Internet ist das ebenso schwer zu verstehen wie der Fall eines anderen Seglers, den wir heute erhielten: Dieser wurde 3 Wochen lang mit Ei und Toastbrot zu Tode gequält. Man hielt ihn für eine Taube (die bei dieser Ernährung übrigens genauso zugrundegehen würde!).

Auch wenn wir hier jetzt wieder Kritik ernten und aufgefordert werden, nett und verständnisvoll mit den armen Findern umzugehen, die es doch nur gut gemeint haben... NEIN!!
Uns fehlt jedes Verständnis für das konsequente Ignorieren leicht zugänglicher Informationen. Ein Wildtier ist kein Spielzeug, an dem man herumprobiert! Hier werden Leiden, Schäden und Schmerzen zugefügt, hier werden Leben vernichtet. Das ist kein Spaß! Gut gemeint ist nicht gut gemacht, und zur Aufzucht eines hochspezialisierten Vogels gehört nunmal mehr, als unreflektiert Speisereste und Futterbrei in einen Schnabel zu stopfen. Und dann, irgendwann, ein krankes und halbtotes Geschöpf auszusetzen.

Huckleberry, so nannten wir den Findling, liegt nun matt und apathisch auf einer Wärmedecke, mit Infusionen versorgt. Ein paar winzige Grillen hat er geschluckt. Ob er überlebt, kann man momentan noch nicht sagen. Seine Prognose ist schlecht. Aber selbst wenn es traurig ausgeht: Er hat unendliches Glück gehabt, ein weiteres Mal gefunden zu werden und nun in Sicherheit zu sein! So bleibt ihm wenigstens das letzte erspart - der grausame Tod draußen.

 

Buchenstraße 9
D-65933 Frankfurt

Tel.:+49(69)35 35 15 04
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Wenden Sie sich dafür bitte an: Wildvogelhilfe.org/
 
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