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Verhalten

Mauersegler leben ganzjährig gesellig und zur Brutzeit meist in Kolonien. Niststätten können dicht nebeneinander liegen, doch im Gegensatz zum Alpensegler (Tachymarptis melba) verteidigt jedes brütende Mauerseglerpaar eine Nisthöhle mit eigenem Einflug vehement gegen fremde Vögel. Außerordentlich nistplatztreu, kehrt der Brutvogel alljährlich zur Niststätte des Vorjahres zurück, auch die Bindung an den Partner scheint vorrangig mit der Rückkehr zum selben Brutplatz verknüpft zu sein, wobei Männchen und Weibchen nicht unbedingt gemeinsam ziehen und oft an unterschiedlichen Tagen eintreffen (LACK, 1956).

Flugspiele, bei denen zwei Segler sich in wenigen Metern Abstand verfolgen, sich einholen, schreiend abwärts stürzen und sich wieder lösen, sind vermutlich Balzflüge und dienen dem Finden oder Erkennen eines Partners. Da andere Mauersegler sich häufig mitreißen lassen, können solche Verfolgungsjagden in der Kolonieumgebung leicht 10, 20 oder mehr Individuen umfassen. Diese „kollektive Flugbalz“ (DAANJE, 1944) kann sehr plötzlich enden und in die Nahrungssuche übergehen.

Auch am Nistplatz kann es zur Paarbildung kommen, wenn ein Segler in eine Höhle eindringt. Ist der Ankömmling der Partner des Vorjahres, empfängt ihn der Höhlenbesitzer mit leisen Rufen und schwachen Drohgebärden, die bald in gemeinsames Putzen übergehen. Einem potentiellen neuen Partner hingegen gelten zunächst lautes Geschrei und heftige Drohgesten, es folgen Beschwichtigungsgebärden, bei denen die Tiere sich aufrichten und gegenseitig ihre hellen Kehlen darbieten (LACK, 1956). Die Lage entspannt sich nur langsam, bis zur gegenseitigen Gefiederpflege dauert es geraume Zeit. Die Paarung findet meist in der Nisthöhle statt, doch werden auch Flugkopulationen beobachtet.

Verpaarte Höhlenbesitzer verhalten sich gegen eindringende Artgenossen sehr aggressiv. Schreie und Drohgebärden wie das Anheben der Flügel, Seitwärtskippen des Körpers und das Zurschaustellen der Füße als „Waffen“ sollen den Eindringling zum Rückzug veranlassen, was auch meistens erfolgreich ist. Antwortet dieser jedoch mit denselben Gebärden, stürzen sich die Kontrahenten zur Seite, packen die Füße des anderen und bekämpfen sich ineinander verkrallt mit heftigen Flügelschlägen und Schnabelhieben. Solche Kämpfe, von lauten Schreien begleitet, können – mit Pausen – mehrere Stunden dauern.

LACK (1956), der mehrfach Augenzeuge derartiger Auseinandersetzungen wurde, nennt es anschaulich „a painful proceeding to watch, a gladiatorial show conducted only a few inches from our eyes“. Der zuunterst liegende Segler drängt den oberen zum Einflugloch, um ihn hinauszuwerfen. Versuche des Unterlegenen, kläglich piepsend zu entkommen, sind in der Regel erfolglos, da er energisch festgehalten wird. Manchmal fallen dann beide Gegner hinaus, immer noch fest verkrallt, und kämpfen sogar außerhalb des Nestes weiter. Nur selten enden solche Kämpfe mit Verletzungen oder gar tödlich, doch können kämpfend zu Boden gegangene Mauersegler leicht Opfer von Beutegreifern werden.

In der Umgebung von Brutkolonien sind in der Regel nichtbrütende Individuen anzutreffen, die auf der Suche nach Nistplätzen sind. LACK (1956) beschreibt das sogenannte „banging“ als Mittel zur Erkundung freier Nisthöhlen: Ein suchender Segler („banger“) schlägt im Vorüberfliegen mit dem Flügel gegen eine potentielle Niststätte. Brütende Vögel reagieren darauf wie auf einen Eindringling und lassen sich schreiend am Einflugloch nieder. Dieses Verhalten ist während der gesamten Fortpflanzungszeit zu beobachten.

Als typisches soziales Flugspiel schildert LACK (1956) die sogenannten „screaming parties“: Ein mehr oder weniger geschlossener Schwarm von Mauerseglern kreist zeitweilig in großer Höhe und fliegt wiederholt mit rasender Geschwindigkeit und schrillem Geschrei dicht an den Nistplätzen vorbei. An diesen komplexen Manövern nehmen alle Mitglieder der Kolonie teil, auch Brutvögel und gegen Ende der Brutsaison die flüggen Jungen sowie fremde Artgenossen. Oftmals gehen sie unmittelbar über in den Aufstieg zur Luftübernachtung.

Größte Konzentrationen von bis zu mehreren zehntausend Individuen können bei Wetterfluchten entstehen. Geraten die Tiere in länger andauernde Kälte, können sie sich in großen Trauben an Mauern und Felswänden festklammern, wo sie dicht gedrängt hängenbleiben, zunächst nur zum Übernachten, dann vor Erschöpfung auch am Tage. Die Überlebensdauer wird so erhöht, da mehr Energie eingespart werden kann als beim einzeln ruhenden Tier. Bessert sich das Wetter jedoch nicht, beginnen die Vögel, vor allem die äußeren, torpide zu Boden zu stürzen.

 

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