Notfallpatienten im Schock erhalten zur Volumensubstitution umgehend eine Infusion mit Ringer-Lactat und Vit. B-Komplex. Kontraindiziert ist eine Infusion bei Vorliegen eines Lungenödems; hier hat sich Furosemid als hervorragend wirksam und gut verträglich erwiesen.
Die Injektion von Kortikosteroiden ("Solu-Decortin H10") sollte sehr sorgfältig abgewogen werden und hat sich bei Vögeln bewährt, die kurz nach ihrem Unfall ohne Zeitverzögerung eingeliefert werden. Auf die hochgradige Immunsuppression durch Kortikosteroide sei ausdrücklich hingewiesen, sie sollten nur einmalig angewendet werden, im Ausnahmefall maximal drei Tage hintereinander.
Eine Abdeckung des Schockpatienten durch systemische Antibiotika ist beim Mauersegler wegen der Gefährdung durch eine Aspergillose kritisch abzuwägen, da der ohnehin geschwächte Organismus dann zusätzlich auch noch durch ein Antimykotikum belastet werden muss. Nicht jeder Unfallvogel, der einen Anflug erlitten hat, braucht die gesamte Bandbreite medikamenteller Notfallbehandlung. Standardrezepte, die sicherheitshalber alles abdecken und ausnahmslos jedem Schockpatienten verabreicht werden, können durch "over medicating" unter Umständen eher schaden als nutzen.
Daher ist auf Grundlage sorgfältiger klinischer Untersuchung bei jedem Fall individuell die sinnvollste Kombination von Medikamenten zu überlegen und anzuwenden. In manchen Fällen bedeutet weniger mehr. So hat sich z. B. vielfach bei hochgradig geschwächten, kreislaufdepressiven Patienten statt der gängigen Kreislaufstimulantien lauwarmer schwarzer Kaffee als hervorragendes Hausmittel bewährt. Zuvor muss jedoch immer eine Infusion mit Roborantia erfolgen.