Literarisch scheint die erste bekannte Erwähnung des Mauerseglers bis auf die Bibel zurückzudatieren: LACK (1956) äußert die Überzeugung, dass mit dem hebräischen „sus“ im 8. Kapitel des Propheten Jeremiah der Segler und nicht die Schwalbe gemeint sei, da auch im modernen Arabisch „sus“ für Segler steht: „Der Storch unter dem Himmel weiß seine Zeit, Turteltaube und Kranich und Segler merken ihre Zeit, wann sie wiederkommen sollen“, hieße es dann.
Caius Plinius Secundus (Plinius der Ältere, 23–79 n. Chr.) berichtet anschaulich in seiner „Naturgeschichte des Menschen und der Thiere“ über die Apodes und Cypselus apus, die Mauerschwalbe: „Am meisten fliegen die sogenannten Fusslosen, weil ihnen der Gebrauch ihrer Füsse versagt ist; Andere nennen sie auch Höhlenvögel. Sie gehören zu den Schwalben, und nisten in Felsen. [...] Die übrigen Vögel setzen und stellen sich doch, diese aber haben, ausser in dem Neste nirgends Ruhe, denn entweder fliegen sie oder sie liegen.“
1612 schreibt SAMUEL DRAYTON in „Noahs Flut“: „Die flinkflügelige Schwalbe, die sich nährt im Flug / Mit dem flüchtigen Segler die Himmel durchdringend –“. Im „Annus mirabilis“ von JOH. DRYDEN (1667) ist vom „Segler im hohen Himmel“ die Rede; und 1774 beschrieb GILBERT WHITE in „The Natural History and Antiquities of Selborne“ Segler („Unterhaltsame Vögel“) und ihre Gewohnheiten in Wort und Vers.
THOMAS PENNANT berichtete im „British Zoology“ von 1776 von einem Seglerpaar, das man im Februar 1766 erstarrt, aber lebendig in der Kapelle von Longnor in Shropshire gefunden habe, und äußerte den Verdacht, dass diese Spezies so den Winter verbrächte – ein schwer erklärbares Phänomen, aber nicht der einzige Bericht dieser Art (LACK, 1956).
„Sterbevögel“ und „Pestschwalben“ nennt HERMANN LÖNS die Mauersegler in seinen „Tiergeschichten“ in der Chronika eines Ratsschreibers: „Haben sich aber am ersten Maien an turme der St. Aegidii gar gravsamlich große und über die Maßen schnelle Vögel nach der Art der schwalben blicken lassen, so gar erschröcklich schrien, daß die, so es vernahmen, sich baß verschraken. Seind diese hier unbekannten Vögel die pestschwalben, woraus zu schließen, daß des elends sobald noch kein Ende seyn wird.“
Pestzeiten waren im 14. Jahrhundert, aber auch wieder 1610.
Bereits CONRAD GESNER widmete in seinem „Vogelbuch“ 1557 dem Mauersegler eine längere Abhandlung (vgl. Reprint 1981 der 2. Auflage von 1669), und im berühmten Werk von J. A. NAUMANN (4. Band 1840) erschien die erste maßgebliche wissenschaftliche Darstellung in deutscher Sprache.
Moderne Monografien über die Art veröffentlichte LACK 1956, der in Oxford eine Brutkolonie eingehend untersuchte und sich vielen Fällen auch auf den Schweizer EMIL WEITNAUER stützte, der vor allem 1948 bis 1955 sich eingehend mit dem Mauersegler befasste. WEITNAUER bewies in den 50er Jahren mit Hilfe von Nachtflügen und Radar die Luftübernachtung des Mauerseglers endlich zweifelsfrei. Damit nimmt der Mauersegler unter allen Vogelarten der Erde eine Sonderstellung ein.
Noch heute sind viele Aspekte im Leben des Mauerseglers unbekannt und rätselhaft. Durch seine luftgebundene Lebensweise entzieht er sich weitgehend den konservativen Möglichkeiten der Vogelbeobachtung und ist selbst am Nistplatz – dem einzigen Berührungspunkt mit Mensch und Erde – nur schwer zu erforschen, da Nester in der Regel nicht zugänglich sind. Das Leben eines Dauerfliegers in Gefangenschaft zu untersuchen, ist kaum möglich. Lediglich zugängliche Naturkolonien, die Handaufzucht verwaister Jungsegler sowie der Umgang mit Individuen, die kurzfristig auf menschliche Hilfe angewiesen sind, ermöglichen Einblicke in Verhalten und Lebensweise des „fremden Gastes unter unseren Dächern“ (LACK, 1956).